Herkunft

Der Orientteppich mag einfach oder kompliziert, in geometrischem oder floralem Stil, eher abstrakt oder mehr naturalistisch gemustert sein, aber immer zeigt er eine unglaubliche Vielfalt von Motiven, Mustern und Farben. Durch diese Vielfalt, seine anonyme Natur und seine Vergänglichkeit ist er äußerst schwierig zu datieren und seiner Herkunft nach zu bestimmen.

Auf der Grundlage stilistischer und technischer Analogien bildeten sich sieben große Gruppen heraus, die ebenso vielen geographischen Gebieten entsprechen.

Jede Gruppe weist unverwechselbare Merkmale auf. Innerhalb der sieben Gebiete unterteilt man die Teppiche auf oft konventionelle Weise weiter und verwendet als Kriterien Muster, die Herkunftsorte oder die Stämme, die sie hergestellt haben.

Die Großgebiete des Orientteppichs sind:

Anatolien

Diese Knüpfwerke sind stark an die lokalen Traditionen gebunden und lassen zahlreiche religiöse Einflüsse erkennen. Die Farben sind bunt, lebhaft und leuchtend. Bis auf einige Hereke sind diese Teppiche mit dem symmetrischen Knoten (auch türkischer Knoten genannt) geknüpft. Charakteristisch für diese Gattung ist der Gebetsteppich. Einige Beispiele sind der Usak, Mameluck, Mihrab, Milas, Hereke, Konya und Bergama Teppich.

Persien

Der Perserteppich gilt in vielen Kreisen noch heute als der Orientteppich schlechthin. Die persischen Knüpfwerke sind eher Ausdruck einer echten Kunst und der gesellschaftlichen Tradition als des religiösen Glaubens. Er wird vor allem vom kurvilinearen floralen Stil beherrscht. Bei den Perserteppichen verwendet man den asymmetrischen Knoten, auch persischer Knoten genannt. Einige Beispiele sind der Kaschan, Täbris, Herat, Kirman, Heriz, Senneh, Saruk, Kaschan Gaschgai, Kiraman und Beludsch Teppiche.

Kaukasus

Kaukasische Knüpfwerke unterscheiden sich durch ihre ausgeprägt geometrische Musterung, ihre starke Neigung zur Abstraktion und durch die Verwendung weniger, aber besonders lebhafter und kontrastierender Farben. In den Mustern erkennt man oft den Einfluß von Motiven aus Turkestan, Persien und Anatolien. Im Kaukasus findet man meist nur den geometrischen Knoten bzw. symmetrischen Knoten. Einige Beispiele sind der Kasak, Karabagh, Schirwan, Kuba und Südkaukasus Teppiche.

Zentralasien

Das Teppichgebiet Zentralasiens setzt sich aus zwei benachbarten Teilen mit unterschiedlicher Produktion zusammen – Westturkestan und Ostturkestan. Die Teppiche aus Westturkestan erkennt man an ihrem besonders streng gehaltenen geometrisch-abstrakten Stil.

Die Teppiche aus Ostturkestan erkennt man an den stilistischen Elementen und den lebhaften Farben. Die Schmuckelemente sind verringert, die Formensprache ist geometrisch, abstrakt oder stilisiert und in jedem Fall ausgesprochen elementar. Bei den Teppichen aus Zentralasien wird der asymmetrische Knoten verwendet.

Indien

Das wichtigste Kennzeichen der indischen Teppiche sind die besonders intensiven Farben. Die Zeichnungen sind stark angelehnt an persische Vorlagen, unterscheiden sich aber durch ihre Asymmetrie und die stark naturalistische Tendenz sowie durch die detailfreudige, naturgetreue Abbildung.

Indische Teppiche machen einen sehr reichen, aristokratischen und raffinierten Eindruck. Alle indischen Teppiche werden mit dem asymmetrischen Knoten geknüpft und unterscheiden sich auch durch ihre hohe Knüpfdichte, die die Darstellung realistischer Details ermöglicht.

China

Im Unterschied zu Orientteppichen treten bei chinesischen Teppichen die Schmuckmotive ohne Beziehung zueinander und ohne deutliche Umrisse auf. Die Anzahl der Farben ist auf sechs Grundfarben in verschiedenen Tönungen beschränkt, sie wirken auch nicht besonders lebhaft und kontrastierend. Besondere Sensibilität wird auf das Zusammenspiel und die Harmonie der Farben gelegt. Die chinesischen Teppiche werden mit dem asymmetrischen Knoten geknüpft.  Die wichtigsten Knüpfgebiete sind die Gebiete von
Ninghsia, Paotou und Peking.

Knoten

Scroll to Top